Ich liege auf der gelben Couch. Meine Organe sind bei mir. Ich weiß nicht, wie sie hierhergekommen sind oder was sie wollen. Es ist schwierig zu sprechen. Aus dem Flur höre ich das Summen eines Staubsaugers. Über mir auf einem Regal liegen getrocknete Sonnenblumen. Meine Organe sprechen, bevor ich es tue. »Krämpfe« sagen sie. Mein Mund öffnet sich, schließt sich, die Haut spannt sich eng um meinen Unterleib. Der Analytiker hinter mir hustet, seufzt. Ich will wissen, was sein Seufzen, was sein Husten bedeutet. Das Wissenwollen erhitzt mich, aber es übersetzt sich nicht in Sprache. Sprechen ist der einzige Weg, eine Analyse zu versuchen. Sprechen, nicht sprechen, Sprache und ihre Abwesenheit. Die Aufgabe ist, frei zu sprechen, aber frei zu sprechen heißt, die Schwierigkeit, die Unmöglichkeit davon anzuerkennen.
Ich habe den Wunsch, schwanger zu werden. Es ist ein alter Wunsch aus der Kindheit. Fragen von Mutterschaft, Mutter, Schwangerschaft, Babys, Weinen. Als die Sprache kommt, vibrieren diese Fragen durch sie hindurch. Ein plazentales Organ bildet sich im Raum, auf der Couch, am Telefon zwischen meinem Analytiker und mir. Es ist so voller Muskeln und Blut, so sinnlich und rätselhaft, dass es mich im Wirrwarr von Gedanke, Angst und Widerstand zum Sprechen bringt. Vielleicht ist das Organ eine Erinnerung.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass meine inneren Organe im Krieg sind mit diesem anderen. Sie wollen die Aufmerksamkeit, sie wollen den Raum verwüsten, vernebeln, kontrollieren, wollen den Analytiker kontrollieren, mein Leben kontrollieren. Wer sind sie? Was tun sie mit mir? Mich bewegen, mich antreiben, mich töten? Die Mutter und der Vater leben in ihnen. Sie kämpfen dort, sie lieben sich. Die Urszene wiederholt sich in jedem DNA-Strang. Die Eierstöcke, Gebärmutter, Eileiter und kleine Gedärme singen alle zusammen in Zellteilung: geteilte Subjekte, teilend, Sprachfragmente. Mitose und Meiose. Ich babysitte ein Achtmonatiges, ich genieße es so sehr. Ich fühle das Gewicht seines Kopfes, wenn es in meinen Armen einschläft, sich um meine Taille presst, dann mit einem tiefen Atemzug seinen ganzen Körper in meinen entspannt. Haut an Haut.
Mein Analytiker hört zu, er spricht selten, aber wenn, dann ist es meistens eine Überraschung. Eher ein Gedicht als eine Deutung. Die Analyse kommt voran, kommt nicht voran, ist schrecklich, hält mich am Leben. Ich weiß nicht, was sie ist. Sie ist voller Widersprüche. Die Nabelschnur ist mit der Plazenta verbunden. Sie füttert mich mit Fragen, Bildern, Formen, Wörtern. Ich kann nicht sagen, ob sie meine sind oder wem sie gehören. Die Plazenta gehört dem Baby, nicht der Mutter, dabei sind es ihr Blut, ihre Nährstoffe und Antikörper, die es ernähren.
Was ist das? Was tue, sage ich? Was ist Psychoanalyse? Es gibt keine Garantie, dass sie funktioniert, etwas bewirkt, hilft. Ich vergesse, warum ich hier bin. Ich rede Kauderwelsch, Nonsens, Babysprache. Ich rede über Shampoo und Gesichtscreme und beschwere mich über Nichtiges. Es gibt keine Garantien dafür, dass meine Lyrik ankommen wird oder dass meine Ehe funktioniert oder dass meine Freundschaften bestehen bleiben, warum sollte es bei der Psychoanalyse anders sein? Sie ist Hingabe, Obsession, Liebe. Sie ist Sex ohne Sex und eine Art, vor jemand anderem zu sein, die erlaubt, dass nichts passiert, damit etwas Neues passieren kann. Sie bittet das Ich nicht um Zustimmung.
Kindisch wünsche ich mir, frei zu sein: frei von Sprache, Verantwortung, Aggression, Neurose; frei von einem Körper, frei von Sexualität, frei vom Tod. Diese Freiheiten sind unmöglich. Ich will zurück in den Mutterleib, wo ich fortwährend berühre und berührt werde. Wer ist die Mutter? Wo ist die Mutter? Ich will meine Organe umräumen, um Platz zu schaffen für jemand neuen.
Mein Analytiker und ich finden heraus, was wir gemeinsam tun können, was versprochen und nicht versprochen werden kann, was halten und nicht halten kann. Es ist eine innere Struktur, die jederzeit versagen könnte. Vielleicht ist dieses potenzielle Scheitern ihre einzige Garantie. Die Freiheit zu scheitern und weiterzuleben. Weiterzusprechen. Es ist eine schwierige Aufgabe, zu sprechen, nicht zu sprechen. Psychoanalyse entstand, um die Gestalt des Unbewussten zu halten. Analyse ist so schwierig, dass manchmal Organe entstehen müssen, um die Gestalt dieser merkwürdigen Sehnsüchte zu halten.
Ich liege auf der Couch, ich berühre meinen Unterleib, die getrockneten Sonnenblumen berühren mich, der Husten des Analytikers berührt mich. Ich spüre, wie das Blut zirkuliert, wie Nährstoffe fließen. Eine Mutter, ein Kind, eine endlose Wiederholung. Das Kabinett des Analytikers ist kein Mutterleib, aber ich höre, wie ein Stimmecho die zurückgelassenen Teile berührt. Das Unbewusste. Vielleicht ist es mein eigenes.
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Charlotte Birkner-Behlen